Wachstumskurs 2019 in schwierigem Umfeld gehalten – für das Krisenjahr 2020 robust aufgestellt
Bad Neustadt a. d. Saale. Die Preh GmbH hat ihren Wachstumskurs auch im schwierigen Branchenumfeld des Geschäftsjahres 2019 gehalten: Gegen den rückläufigen Markttrend konnte sich der Spezialist für Fahrerbediensysteme und E-Mobility-Steuergeräte gut behaupten und seinen Umsatz um 14% auf rund 1,5 Mrd. EUR steigern (2018: 1,32 Mrd. EUR), was eine neue Bestmarke in der 100-jährigen Unternehmensgeschichte bedeutet. Im Auftragseingang legte der Automobilzulieferer 2019 gegenüber dem Vorjahr um 18% auf rund 1,6 Mrd. zu. Durch ein gebuchtes Neugeschäft in Höhe von insgesamt 3,5 Mrd. EUR konnte der Wachstumskurs weiter abgesichert werden. Dagegen wirkten sich erhöhte Einsparanforderungen von Kundenseite, gestiegene Materialkosten und Probleme mit komplexen Produktanläufen sowie hohe wachstumsbedingte Investitionen negativ auf die Ertragskraft von Preh aus. Das operative Ergebnis EBITDA lag zwar mit 174,4, Mio. EUR deutlich über dem Vorjahreswert von 134,3 Mio. EUR. Hier ist jedoch zu berücksichtigen, dass im Ergebnis der Sondereffekt der konzerninternen Veräußerung der Preh Car Connect GmbH (PCC), Dresden, zum Jahresende enthalten ist. Um die Wettbewerbsfähigkeit und die Ertragskraft des Unternehmens zu steigern, hatte die Preh-Geschäftsführung Ende 2019 ein Kostensenkungsprogramm in Höhe von 47 Mio. EUR auf den Weg gebracht, das u.a. den Abbau von rund 80 Arbeitsplätzen am Stammsitz in Bad Neustadt zur Folge hatte. Nach einem anfänglich erfolgreichen Start in das Jahr 2020 ist die Geschäftsentwicklung seit März zunehmend durch die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie geprägt worden. Alle Werke der Preh-Gruppe wurden schrittweise heruntergefahren. Die deutschen Standorte Bad Neustadt und Dippach nutzen seit Ende März das Instrument der Kurzarbeit. Zudem hat sich das gesamte Management der Preh-Gruppe als Reaktion auf die Corona-Krise zu einem 20-prozentigen Gehaltsverzicht bereiterklärt, solange keine Rückkehr auf 90% der Planauslastung erfolgt. Seit Anfang Mai wird die Produktion in der Preh-Gruppe sukzessive wieder hochgefahren.
Dr. Michael Roesnick, der interimsweise als Vorsitzender der Geschäftsführung agiert, erklärte anlässlich der Vorstellung der Bilanzzahlen 2019: „Wir haben uns Ende 2019 mit einem umfassenden Kostensenkungsprogramm auf die schon vor Corona angespannte Marktsituation eingestellt. Zusammen mit dem Verkauf von PCC an unsere chinesische Konzernmutter Joyson konnten wir uns so finanziell deutlich robuster aufstellen. Wir profitieren in der gegenwärtigen Krise davon, dass wir unsere Hausaufgaben rechtzeitig gemacht haben und jetzt auf einer deutlich verbesserten Kostenbasis stehen. Allerdings übersteigt die Corona-Krise die Auswirkungen der Finanzkrise 2008/2009 bei weitem. Wir müssen daher in punkto Kostendisziplin Kurs halten und unsere Ausgaben weiter strikt kontrollieren. Ich bin jedoch davon überzeugt, dass wir mit unserem Preh-typischen Zusammenhalt und unserer hohen Innovationskraft auch diese Krise meistern werden.“
10-jährige Wachstumsphase hat viel Kraft gekostet
Nach der Überwindung der Finanzkrise 2008/2009 ist Preh bereits 2010 wieder auf einen dynamischen Wachstumskurs zurückgekehrt. Während der Umsatz 2010 noch bei 352 Mio. EUR lag, erwirtschaftete das Unternehmen 2019 Umsatzerlöse in Höhe von 1,5 Mrd. EUR. Auch die Zahl der Mitarbeiter ist seit 2010 kontinuierlich gestiegen – und zwar von 2.470 Beschäftigten auf fast 8.100 Mitarbeiter im Jahr 2019 (ohne die Ende 2019 veräußerte PCC: 7.160 Mitarbeiter). Die Ertragskraft konnte mit dem hohen Umsatzwachstum allerdings nicht Schritt halten. Zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit mussten daher erstmals seit 2009 wieder Arbeitsplätze bei Preh abgebaut werden. In Bad Neustadt wurden Anfang 2020 rund 80 Stellen abgebaut. Aktuell sind am Stammsitz damit 1.781 Mitarbeiter beschäftigt. Ende 2019 lag die Zahl der Mitarbeiter in Bad Neustadt bei 1.831.
Wachstum sowohl im HMI-Geschäft als auch in E-Mobility
Trotz der aktuellen Corona-Krise und des allgemein hohen Kostendrucks gibt es bei Preh Anlass, optimistisch in die Zukunft zu blicken. Das klassische HMI-Geschäft ist 2019 mit einem Zuwachs von 17% sogar überproportional gewachsen. Der vergleichsweise junge Bereich E-Mobility hat sein Umsatzvolumen mit einem Plus von 96 % fast verdoppelt. Dies unterstreicht die starke Marktpositionierung von Preh. Mit innovativen Technologien wie z.B. aktivem haptischen Feedback, integrierten Touchpad-Lösungen sowie Boostern und On-Board-Chargern ist Preh sowohl auf neue Entwicklungen in der Cockpitgestaltung als auch im Bereich der Elektromobilität gut vorbereitet.
Zudem sind bei Preh in der jüngsten Zeit erneut prestigeträchtige Aufträge in Produktion gegangen, wie z.B. für den Porsche Taycan, in dem Preh gleich mit mehreren Systemen an Bord vertreten ist: Neben der
Bedieneinheit in der Mittelkonsole sowie dem Klimabediensystem im Fond stammen auch der Hochvolt-Booster und der Gleichspannungs-Wandler von Preh.
Keine seriöse Prognose für 2020 möglich – „Auf Sicht fahren“ Prognosen zur Geschäftsentwicklung im Gesamtjahr 2020 hält Interims-Chef Dr. Michael Roesnick derzeit nicht für sinnvoll: „Wir können aktuell nur auf Sicht fahren und müssen flexibel auf die Anforderungen unserer Kunden reagieren. Im ersten Quartal 2020 haben wir einen Umsatzrückgang von 9 % verzeichnet, mussten dann aber im April einen Lockdown-bedingten Einbruch um 70 % hinnehmen. Für den Mai zeichnet sich allerdings wieder eine spürbare Erholung ab und ich bin zuversichtlich, dass wir von Juni an eine schrittweise Normalisierung der Abrufe sehen werden.“
Anfang Juni, einen Monat früher als ursprünglich geplant, wird dann auch der neue CEO, Dr. Stephan Weng, seine Aufgabe bei Preh übernehmen. „Mit Herrn Dr. Weng haben wir einen hervorragenden Automotive-Mann mit hohem technischen Know-how und fundierter Führungserfahrung für die CEO-Position gewinnen können“, so Roesnick weiter. „Ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit Herrn Dr. Weng in der Einarbeitungsphase im Juni, dann wird es für mich allerdings Zeit, wieder loszulassen und dem jüngeren Kollegen die Brücke zu überlassen. Dieser großartigen Firma werde ich mich nach insgesamt 20-jähriger Tätigkeit als Geschäftsführer und Aufsichtsrat jedoch immer verbunden fühlen.“
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